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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 23

1888 - Berlin : Hertz
Die deutschen Ansiedler; freie Bauern; Dörfer; der Adel. 23 yt zahlen, worüber sie sich im Jahre 1280 mit dem Markgrafen einigten. Auch diese jährliche Bede aber verkaufte oder verschenkte der Fürst oft im voraus, und während hierdurch einzelne Rittergeschlechter an Besitz und Vermögen zunahmen, versaukeu die Markgrafen, besonders nach der Theilung des Landes, in eine peinliche Verarmung. In der Bevölkerung des Landes waren Wenden und Deutsche überall gemischt, aber deutsche Sitte gewann mit der deutschen Herrschaft, dem deutschen Recht und dem christlichen Glauben durchweg die Oberhand. Die gemeinen Wenden wurden, wie bereits erwähnt, zu Leibeigenen gemacht und blieben an den Grund und Boden des Guts, aus welchem sie geboren waren, gefesselt. Sie waren ihren Gutsherren und außerdem noch den Landesherren zu einer Menge von Diensten und Zinsen verpflichtet. Der erste Stamm der deutschen Bevölkerung für das eroberte Wendenland waren die Krieger gewesen, welche zur Bekämpfung des Heidenthums herbeigezogen waren. Sie blieben in dem Lande, welches sie erobern geholfen, und wurden von den Fürsten mit Landbesitz unter günstigen Bedingungen ausgestattet; zu ihnen gesellten sich dann die Ansiedler ans allen Gegenden Deutschlands, welche auf den Ruf von den Vortheilen dieser Niederlassung herbeiströmten. Ihnen wurde Grund und Boden in größerem oder geringerem Umfange gegen Erlegung eines bestimmten Zinses für jede Hufe erb eigenthümlich überlassen, was ein Vorzug gegen die Banern in vielen anderen Gegenden war, die ihr Land nicht als erbliches Eigenthum besaßen und nicht frei darüber schalten konnten. Ein vorzügliches Augenmerk richteten die Fürsten, die geistlichen Herren und begüterten Ritter auf die Anlegung von Dörfern. Zu diesem Zweck wurde gewöhnlich einem freien Mann, welcher die Begründung unternehmen wollte, eine Anzahl Hufen Landes gegen ein Kaufgeld überlassen, und er trat dieselben zu kleineren Theilen wieder an Andere ab, unter der Bedingung jedoch, daß sie jährlichen Zins, so wie den Zehenten von den Feldfrüchten und dem Vieh entrichten und die üblichen Dienste leisten mußten. Für sich selbst erhielt der Unternehmer eine Anzahl zinsfreier Hufen und zugleich das Amt eines Schultheiß in dem zu gründenden Dorfe mit dem Recht, Schank zu halten, Mühlen anzulegen u. f. w. Der Schultheiß nahm den Zins von den Bauern ein und führte denselben an den Grundherrn ab. Wo das Land erst urbar gemacht werden mußte, so wurde auf eine Reihe von Jahren (Freijahre) kein Zins gefordert. Als nun eine Menge von deutschen Ansiedlern sich überall verbreitet hatten, und die Anlagen dieser freien Leute durch bessere Bebauung des Feldes reichlicheren Ertrag brachten, gaben viele Grundherren auch den slavischen Leibeigenen die Rechte und Freiheiten der deutschen Bauern, damit sie mit diesen auch in den Erfolgen freier und nutzbringender Thätigkeit wetteifern möchten. In kurzer Zeit gewann denn das vorher verwüstete und verödete Land eine ganz andere Gestalt; weite Strecken waren urbar gemacht, Sümpfe und Moore ausgetrocknet und überall erblüheten fruchtbare Landstriche, wo vorher Wildniß und Oede gewesen war. Der Adel, welcher unter Albrecht dem Bären gekämpft hatte, erhielt, wie oben erwähnt, für die geleisteten Dienste zinsfreie Hufen von dem eroberten Lande; dagegen blieb er mit seinem Gefolge dem Markgrafen zum

2. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 141

1888 - Berlin : Hertz
Klagen des Berliner Stadtraths; Georg Wilhelm's Tod. 141 fürst das unglückliche Land und begab sich nach Preußen (1639). Seine eigenen Kriegsleute aber bedrängten die armen Brandenburger fast eben so schwer, wie die fremden Heere. Der Stadtrath von Berlin sah sich veranlaßt, eine Beschwerde an den Kurprinzen Friedrich Wilhelm zu richten, worin es heißt: Freund und Feind hätten das Land zur Wüste gemacht. Viele Offiziere müßten unterhalten werden und lebten herrlich, ohne die Mannschaften zu halten, für welche sie Sold iu großen Summen zögen, während die Gemeinen verhungerten oder fortliefen. Vor den kurfürstlichen Reitern sei kein Stück Vieh, ja kein Mensch sicher, weshalb der Ackerbau gar nicht betrieben werden könne, alle Geschäfte und Nahrung hörten auf. Städte und Dörfer ständen wüste. Auf viele Meilen weit fände man weder Menschen noch Vieh, weder Hund noch Katze. Dennoch würden die Kriegssteuern mit Gewalt beigetrieben. Den Bürgern habe man Häuser, Aecker, Gärten, Wiesen und Weinberge genommen und den Offizieren gegeben, die von Steuern frei wären, wodurch die übrigen Bürger überlastet und genöthigt würden, zu entlaufen. Die Rathsdörfer lägen in Ascke, die Beamten, Kirchen-und Schullehrer könnten nicht besoldet werden; viele hätten sich beeilt, durch Wasser, Strang und Messer ihrem elenden Leben ein Ende zu machen, und die Uebrigen wären im Begriffe, mit Weib und Kind ihre Wohnungen zu verlassen und in das bitterste Elend zu gehen. Der Kurprinz vermochte damals solch bitterer Noth noch nicht abzuhelfen, dem Kurfürsten Georg Wilhelm aber fehlte es an der geistigen und sittlichen Kraft, um irgend welche Anstrengungen zur Abwendung der Greuel und Drangsale des unheilvollen Krieges zu machen. Mit neuer Gewalt droheten die Kriegsgefahren über die Mark hereinzubrechen, als — der Kurfürst am 20. November 1640 in Preußen starb und sein einziger Sohn, Friedrich Wilhelm, die Regierung antrat. Georg Wilhelm ist der einzige hohenzollernsche Fürst, dessen Regierung nur Trübsal über die brandeuburgisch-preußischen Lande gebracht hat. Wenn ihm auch die Schwierigkeiten der unglückseligen Zeit, in welcher er das Scepter führte, einigermaßen zur Entschuldigung dienen mögen, so ist doch unverkennbar, daß vor Allem seine eigene Schwäche und der Mangel an Erkenntniß seiner hohen Aufgabe ihn hinderte, die wichtige Rolle zu spielen, zu welcher gerade damals ein brandenburgischer Fürst berufen war. Zum Glück für unser Vaterland ließ die Vorsehung auf diesen schwachen Fürsten einen Mann folgen, dessen kräftiger Geist und Wille das Unheil der vorhergegangenen Zeiten zu tilgen wußte.

3. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 223

1888 - Berlin : Hertz
Der Landbau; die Salzburger. 223 und Domainenkammern vereinigt. Der König hiclt auf die strengste Durchführung der neuen Einrichtung, welche die Einheit und Zuverlässigkeit der Verwaltung sehr erleichterte. Um die Finanzen zu verbessern, war er besonders dafür besorgt, die Einnahmen von den königlichen Domainen auf alle Weise zu erhöhen, und traf für die Verpachtung derselben Einrichtungen, welche sich als trefflich und sehr einträglich erwiesen. Auch in diesen Dingen war er überall selbst thätig und fümmerte sich um alle Anordnungen bis in die kleinsten Einzelnheiten. Er wollte Alles unmittelbar selbst sehen. Die neuen Wirthschaftsgebäude, die ausgetrockneten Sümpfe, die gut angebauten Felder, der zahlreiche wohlgenährte Viehstand gewährten ihm große Freude. Auf das Wohl des Landmannes ernstlich bedacht, schärfte er dem Gene-raldirectorinm bei jeder Gelegenheit ein, daß er alle Unterthanen im Wohlstände erhalten wissen wolle, und daß die Leistungen der Einzelnen nicht höher angesetzt werden sollten, als sie getragen werden könnten Er war sehr unge-halten über den Mißbrauch, welchen die Beamten mit dem Rechte trieben, Vorspann von den Bauern zu verlangen. „Ich will nicht/' schrieb er, „daß die Herren Räthe in den Provinzen mit meiner Bauern Pferde spazieren fahren." Vorzüglich aber sorgte er dafür, daß die wüst und unbebaut liegenden Aecker wieder angebaut wurden, zu welchem Zwecke er den Eolonisten sehr günstige Bedingungen und auf einige Jahre Freiheit von allen Steuern gewährte. Unter allen Provinzen des Staates bedurfte vorzüglich Preußen seiner Unterstützung, indem dort die Pest einen großen Theil der Bevölkerung hinweggerasst hatte, und weite Strecken Landes ganz unbebaut lagen. Der König setzte Alles daran, wackere Leute aus anderen Landestheilen und aus der Fremde herbeizuziehen, unterstützte sie mit Geld, Bauholz und Ackergeräth, ermunterte sie bei seinen öfteren Reisen persönlich und erwies ihnen, wo sie sich fleißig und tüchtig zeigten, alle mögliche Gunst. Mehrere tausend Eolonisten kamen aus Schwaben, Franken und anderen Gegenden herbei und fanden bei Friedrich Wilhelm die günstigste Aufnahme. Man rechnet, daß er bis auf zwanzig Millionen Thaler darauf gewendet hat, die Provinz Preußen wieder in einen blühenden Zustand zu bringen. Eine besonders günstige Gelegenheit, tüchtige Eolonisten herbeizuziehen, gab ihm der Schutz, welchen er den evangelischen Salzburgern gegen die Unduldsamkeit ihrer katholischen Regierung gewährte. Im Erzstift Salzburg hatte schon die Lehre des Johann Huß viele Anhänger gefunden, welche sich später der lutherischen Lehre zuneigten, und trotz aller Verfolgungen und Miß-handlnngen an derselben treulich hielten. Zuletzt war ihnen seit etwa vierzig Jahren Duldung gewährt worden, bis dann ein neugewählter Erzbischof sie von Neuem mit Gewalt zum katholischen Glauben zu bekehren unternahm. Unter Androhung von Einkerkerung oder Verbannung wurden sie zum Abfall vom lutherischen Bekenntniß aufgefordert. Vergeblich bemüheten sich die evangelischen Reichsfürsten, ihnen Duldung zu verschaffen: die Verfolgung wurde so drückend, daß ihnen nichts übrig blieb, als sich dem Glaubenszwange zu unterwerfen, oder mit Weib und Kind auszuwandern. Nicht umsonst wendeten sie sich jetzt an den König von Preußen, um von ihm Schutz und Hülfe zu erbitten: Friedrich Wilbelm fühlte, wie seine Vorgänger und Nachfolger

4. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 224

1888 - Berlin : Hertz
224 Sorge für Die stabte und Gewerbe. auf dem Throne, den erhabenen Berus, ein Schirmherr der Protestanten von Deutschland zu sein, und nachdem ihm seine geistlichen Räthe versichert, daß die Salzburger keine Schwärmer, sondern ehrliche Lutheraner seien, erklärte er ihnen, er wolle sie, wenn ihrer auch etliche Tausend wären, in seinem Lande aufnehmen. Er begnügte sich nicht, ihnen freien Landbesitz in Preußen mit allen Rechten und Vortheilen anderer Colonisten zuzusichern, sondern schickte ihnen auch Reisegeld auf die ganze Dauer der Reise. Die Auswanderer schlugen dann in freudigem Gottvertrauen den Weg nach Berlin ein, wo sie feierliches Glockengeläute, sowie das Wohlwollen des Königs, seiner Familie und der ganzen Bevölkerung empfing. Ihre Zahl wuchs bis über 15,000, und sie siedelten sich fast sämmtlich in Preußen, besonders in Lit-thauen, um Memel, Tilsit, Gumbinnen und Insterburg an, wo ihnen guter Acker, Wiesen, Weide, Fischerei und Wälder überlassen, auch das nöthige Vieh und Acksrgeräth großentheils unentgeltlich gewährt wurde. Auch Kirchen und Schulen errichtete ihnen ihr neuer Landesfürst, und that überhaupt Alles, um ihnen die preußische Heimath so lieb zu machen, wie die frühere. So erhob sich an den Grenzen des Reiches eine neue Schöpfung, und im Jahre 1799 konnte der Kronprinz Friedrich voll Freude schreiben: „Die Erde ist wieder angebaut, das Land bevölkert; bet König hat es weder an eigener Mühe, noch an dem, was Andere antreiben kann, fehlen lassen, keinen Aufwand hat er erspart, Hunderttausend denkender Wesen verdanken ihm ihr Dasein oder ihr Glück." Der Anbau der Städte erfreute sich ebenso wie der Landbau der fürsorglichen Theilnahme des Königs: besonders die Hauptstadt Berlin. Die Friedrichstadt wurde um die Hälfte erweitert, die großen Plätze in der Mitte der Stadt, welche jetzt wegen ihrer Schönheit bewundert werden, die prächtige Wilhelmsstraße mit ihren Palästen wurden damals angelegt. Der König versuhr dabei zum großen Theile mit einer gewissen Härte, indem er wohlhabenden Bürgern geradezu befahl, neue Häuser zu bauen. Er wies den Leuten Plätze an, gab ihnen allenfalls auch einen Theil des Baumaterials, und nun mußten sie ohne Widerrede an den Bau heran. „Der Kerl hat Geld, muß bauen," hieß es beim Könige, und da waren alle Gegenvorstellungen unnütz oder sogar gefährlich. — Noch mehr geschah für Potsdam, welches durch den Willen der branbenburgischen Fürsten ans einem morastigen Boben, den man erst mühsam ausfüllen mußte, zu künftiger Herrlichkeit entstanb. Der Wohlstanb der gewerbtreibenben Klassen und die Hebung des vater-länbischen Gewerbfleißes lagen dem Fürsten gleichfalls sehr am Herzen. Es war ihm ein Aergerniß, daß so viel Gelb aus seinem Lanbe nach Frankreich, Hollanb und England für die von bort gekauften Waaren ging: das sollte anders werben. Um das Gelb im Lanbe zu erhalten und zugleich die gesunkenen Gewerbe wieber zu beleben, verorbnete er zunächst, daß alle Bekleibnngs-stücke seiner Soldaten nur aus einheimischer Waare gefertigt werben sollten; balb legte er auch den übrigen Unterthanen die Pflicht auf, sich bei ihrer Bekleidung blos preußischer Wollenstoffe zu bedienen. Er kannte die Mittel, sich Gehorsam zu verschaffen, und brachte es dahin, daß bald Niemand mehr an die fremden Waaren dachte. Es lag ihm besonders an der Hebung der Wollmanusaklur in feinen Landen; bamit aber die Tuchmacher den ihnen ge-

5. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 302

1888 - Berlin : Hertz
302 Erste Sorgen nach dein Frieden. lichen Einflüsse des französischen Lebens und Treibens diese Gefahr nur erhöhten, ging jetzt auf ein Mal ein frischer, lebendiger Zug durch die deutscheu Völker. Die Heldeuerscheinnng Friedrich's fesselte und entzückte alle Blicke, alle deutschen Herzen fühlten sich gehoben durch den Ruhm des deutschen Kriegers, durch die Bewunderung, die er und sein Volk überall in ganz Europa einflößte». Ein solches Beispiel wirkte läuternd und anregend für ein gauzes Volk, und wirklich fällt in die Zeit während und gleich nach dem siebenjährigen Kriege der neue kräftige Aufschwung deutschen Nationalbewußtseins und deutscher Geistesbildung, welcher seitdem so reiche und schöne Früchte gebracht hat. 36. Friedrich der Große als Regent. Erste Sorgen nach dem Frieden. Preußen war als der jüngste und der kleinste in die Reihe der Hauptstaaten Europa's eingetreten; sollte es seine ruhmvolle Stellung unter denselben behaupten, so mußten die Kräfte des Landes immer mehr durch eine sorgfältige, weise Verwaltung gehoben und entwickelt werden, durch innere Tüchtigkeit mußte das preußische Volk ersetzen, was dem Staate an äußerem Umsauge fehlt. Dies erkannte Friedrich sehr wohl, und fast zu größerem Ruhme als seine herrlichen Kriegsthaten gereicht ihm die landesväterliche Weisheit, womit er alle Keime der Größe und Wohlfahrt Preußens zu entwickeln bemüht war. Auch hierin brauchte er nur in den Wegen fortzuwaudelu, welche die meisten seiner trefflichen Vorfahren betreten hatten: er that es aber mit der eigenthümlichen Kraft und Geistesgröße, welche ihn zu einem der ausgezeichnetsten Fürsten aller Zeiten machten. Nach dem Schluß des siebenjährigen Krieges fand er einen großen Theil seines Landes schrecklich verheert, Handel und Gewerbe darniedergedrückt, viele einst blühende Gegenden verarmt: um den Bedürfnissen des kostspieligen Krieges zu genügen, hatte er sich in den letzten Jahren genöthigt gesehen, schlechteres Geld prägen zu lassen, eine Maßregel, durch welche immer das Vertrauen und die Sicherheit des gewerblichen Verkehrs gestört wird. So galt es denn, sürerst die allgemeine Zuversicht wieder zu erwecken und auf allen Seiten des öffentlichen Lebens hülfreich einzugreifen. Friedrich war der Mann dazu, die Wunden, welche der Krieg geschlagen hatte, schnell wieder zu heilen und sein Land zu neuer Blüthe zu erheben. Vor Allem wollte er dem Landbau schleunig aufhelfen; es fehlte den Bauern in den verwüsteten Landestheilen an Korn zur Aussaat und an Zugvieh, das Feld zu bestellen. Friedrich schaffte Rath; er hatte in feinen Magazinen noch über 40,000 Scheffel Getreide, die er in der Aussicht auf weiteren Krieg hatte vorräthig halten lassen. Sofort nach dem Friedensschluß ließ er diese Vorräthe an die Landleute vertheilen, damit sie das Getreide zur Aussaat benutzen könnten; zu gleicher Zeit wurden 35,000 Pferde, die für die Armee nicht mehr nöthig schienen, den Bauern zur Bestellung des Ackers gegeben. Auch mit baarem Gelde leistete der fürsorgliche Fürst kräftige Hülfe; mehrere Millionen Thaler wurden auf die einzelnen Provinzen vertheilt, Schlesien allein, welches ant meisten gelitten hatte, erhielt 3 Millionen. In vielen Gegenden wurden die Abgaben für einige Zeit erlassen, damit die

6. Geschichte - S. 61

1913 - Berlin : Oehmigke
— 61 — in der Nachmittagssonne glänzten, standen friedlich an die Huttenpfosten ober Bäume gelehnt. Räuber lachen und singen nicht so heitere Weisen, und die Lüderitze lagerten, wenn sie ausri ten, auch nicht in entlegenen Winkeln, zwischen Heibe und Moor wo Kaufleute nicht des Weges ziehen. Ja, ^är's zur Nachtzeit gewesen! Der Ort war verrufen; auf unheimliche Weiber hattest du schließen können, die ihre Tränke brauen, wo keiner es stehi . Aber es war noch heller Nachmittag, und ebenso hell schallte bisweilen ein frohes Gelächter herüber, untermischt mit anderem seltsamen Geräusch, wie Klatschen und Klopsen. Kurz, es war allerdings ein Lager, aber nicht von Kriegsknechten oder Wegelagerern, nicht von Kaufleuten und Zigeunern, welche die Einsamkeit suchen: es war ein Felblager, wo mehr Weiber als Mannet waren, und das Felblager war eine große Wäsche. Von den Sandhöhen nach Mitternacht, bereu nackte Spitzen über das Heibegestrüpp vorblickten, konnte man es beutlich sehen. Der weiße, wollenbe Glanz kam von den an Seilen trocknenden Leinwanbstücken her, die der Witib dann und wann hoch aufblähte. Anbere große Stücke lagen zur Bleiche weithin zerstreut am Fließe, an den Hügelräuberu bis in den Walb hinein. Überall war Orbnung und das waltenbe Auge der Hausfrau sichtbar. Jeber — Mägbe, Knechte, Töchter, Verwandte und Freunde, bis auf die Hunbe hinab — schien sein besonberes Geschäft zu haben. Die begossen mit Kannen, die schöpften aus dem Fließe, die trugen das Wasser. Jene nestelten an den Stricken, die zwischen den Kiefernstämmen ausgespannt waren. Sie prüften die Klammern ; sie sorgten, daß die nassen Stücke sich nicht überschlugen. Dort hingen gewaltige Kessel über ausgebrannten Feuerstellen, und baneben stauben Tonnen und Fässer. Aber diese Arbeit schien vorüber; nur auf den einzelnen Waschbänken, die in das schilfige Ufer des Fließes hineingebaut waren, spülten noch die Mägde mit hoch aufgeschürzten Röcken und zurückgekrempelten Ärmeln. Es war die feinere Arbeit, die man bis zuletzt gelassen, die jede für sich mit besonderer Emsigkeit betrieb. Da gab es mancherlei Neckereien zwischen dem Schilfe. Wollte aber ein Mann in die Nähe dringen, so wurde er unbarmherzig bespritzt. Die große Herbstwäsche war's der Frau von Bredow aus Hohen-Ziatz. „Der Winter ist ein weißer Manu", sagte sie; „wenn er ans Tor klopft, muß auch das Haus weiß und rein sein, daß der Wirt den Gast mit Ehren empfangen mag."

7. Geschichte - S. 68

1913 - Berlin : Oehmigke
— 68 — Man trennte sich, und als die Ritter zu ihren Pferden gingen, die in der St. Georgenstraße an der Rathausbrücke standen, waren sie erstaunt, Hunderte von Fackeln ihrer warten zu sehen. Der Bürgermeister und der Rat hatten ihre Gäste die ganze Treppe hinunter begleitet, und weit entfernt, schon jetzt von ihnen Abschied zu nehmen, schickten sie sich vielmehr an, sie bis zu den Toren der Stadt zu geleiten. Ihnen schloß sich eine große Zahl von Bürgern an. Langsam ritten die Gäste auf ihren schweren mecklenburgischen Rossen in der Mitte des Gewühls, während Dietrich von Quitzow die sechzig Schock böhmischer Groschen in einem ledernen Sack vorn auf dem Sattelknopfe liegen hatte. Der ganze lärmende und singende Zug glich einer fröhlichen Wallfahrt. Die Zinsen spielten vergnügliche Weisen, die Bürger sangen luftige Spottlieder, da sie im Herzen froh waren, den gefährlichen Nachbar und seine Sippschaft auf längere Zeit loszuwerden. Vor dem Tor angekommen, wollten die vornehmen Bürger, und unter ihnen Mitglieder des Rates, Abschied nehmen, als Dietrich von Quitzow meinte: „Ei, ihr Herren, der Mond leuchtet so feierlich herab; geht noch ein Weilchen mit, es wird uns schwer, schon jetzt von unsern lieben Wirten zu scheiden." Der Rat und ein Teil der Bürger begleitete die Ritter noch weiter, die übrigen kehrten mit ihren Frauen nach der Stadt zurück. Trauliches Gespräch wurde nun zwischen den Rittern und Ratsherren gepflogen, während der Zug im tiefen Sande sich dem Walde näherte. Rechts und links auf den Wiesen und Brachfeldern lagen die zahlreichen Viehherden der Berliner Bürger und waren außer von den Hirten nur von wenigen Stadtknechten bewacht; denn das neue Freundschaftsbündnis mit dem Adel der Umgegend ließ ja nichts Böses mehr befürchten. „Was denkt Ihr denn zu tun, Herr Bürgermeister, wenn der Nürnberger Burggraf es sich doch nun einfallen ließe, nach den Marken zu kommen? Seid Ihr gesonnen, ihm den Huldigungseid zu leisten, wie er es durch seine Abgesandten verlangt hat?" — „Da der Kaiser ihm unser Land rechtmäßig verpfändet hat, so sehe ich nicht wohl ein, wie wir ihm den Huldigungseid versagen können, zumal Brandenburg ihn geleistet hat, das doch die erste Stimme hat in allen märkischen Händeln." — „Tut, was Ihr wollt", antwortete der Ritter; „aber seht wohl zu, daß ihr nicht wider den Adel handelt! Ihr möchtet übel dabei fahren.

8. Geschichte - S. 90

1913 - Berlin : Oehmigke
— 90 — Noch während von dem Fußvolk der Bürgerschaft dieser letzte Abschluß des Kampfes erzielt wurde, trabte deren Reiterei nach Tempelhof und bemächtigte sich mit leichter Mühe des dortigen Schlosses, wo die Ritter, um zu der beabsichtigten Überrumpelung alle ihre Kräfte zusammenzufassen, nur einige kriegs-untüchtige Knechte zurückgelassen hatten. Einer Besatzung, die dort zurückblieb, wurde am folgenden Tage von Berlin und Cölln reichlicher Proviant und mehrere Wagenlasten Bier zugeführt. So groß die Siegesfreude auch sein mochte, so war der Sieg selbst den Städten doch sehr teuer zu stehen gekommen. Außer einer beträchtlichen Anzahl Kleinbürger und Gewerksgenossen zählten auch viele Angehörige der in beiden Städten ansässigen Geschlechter und Patrizier zu den Toten und Verwundeten. Der Ehre war Genüge geschehen, indem beide Teile ihre Kräfte gemessen hatten. Auf jeder Seite waren schwere Verluste entstanden, und so erklärt es sich denn auch, daß nunmehr die Parteien zu Friedensverhandlungen sehr geneigt erschienen. Die Städte aber wünschten dringend, die gefährliche Nachbarschaft für immer los zu werden. Hierzu bot sich indes kein anderer Ausweg, als die Besitzungen des Ordens anzukaufen. Die Johanniter erklärten sich auch zur Veräußerung bereit, und schon am Freitag, dem 25. September 1435, wurde der Kaufvertrag abgeschlossen, nach welchem der Rat der Städte Berlin und Cölln das Dorf Tempelhof mit dem Rittersitze und allem Zubehör, das Dorf Rixdorf mit der Heide, dem Bruche und den dabei telegenen Wiesen, das Dorf Marienfelde mit der Windmühle und Mariendorf mit dem Hegesee bei Teltow gegen Zahlung von 2439 Schock 40 Groschen (nach heutigem Gelde rund 40 260 M.) mit der Verpflichtung erwarb, die genannten Güter vorn Johanniterorden als Sehen zu empfangen. Drei Tage später quittierte der Ordensmeister Balthasar von Schlieben über den Empfang des Geldes und erteilte gleichzeitig die Belehnung. So kamen die Ordensdörfer Tempelhof, Rixdorf, Mariendorf und Marienfelde in den Besitz der Städte Berlin und Cölln. Dr. E. Brecht (Hie gut Brandenburg alleweg).

9. Geschichte - S. 100

1913 - Berlin : Oehmigke
— 100 — was sie sonst noch anstreiften konnten, herbeiholen zu lassen. Die Anzahl der Berliner war über 1500 Mann, die Spandower dagegen waren höchstens 800. Der Gottfried Schönicke wurde demnach in aller Stille beordert, ein Pferd zu nehmen und damit nach Staaken zu reiten, um dort die Bauern und Knechte, soviel wie anwesend waren und einen guten Knüppel führen könnten, zusammen zu nehmen, solche quer übers Feld nach der Gegend der Valentinsinsel und von dort auf Kähnen nach dem Saatwinkel zu führen. Dann sollte Schönicke während des Gefechts unter Begünstigung der vielen Gebüsche durch die Haselhorst den Berlinern in den Rücken fallen. Der Schönicke führte feine Sache so gut aus, daß er sich schon nachmittags um 3 Uhr an Ort und Stelle befand, ohne daß die Berliner etwas davon ahnten. Nachmittags um 2 Uhr begann man sich zur Feldschlacht zu ordnen. Es wurden zwei Schlachtordnungen gebildet: die erste hatte auf ihrem rechten Flügel die Bürger von Berlin, auf dem linken Flügel standen die Cöll-nischen, zum Hinterhalt waren die übrigen Berliner aufgestellt. In der Mitte hielt der Kurfürst mit einem kleinen Teile seiner Trabanten; auf der einen Seite hatten sie die Festung und den Graben, auf dem linken Flügel die Spree, hinter sich aber den Wald. Die Berlin-Cöllner nun, die so gut postiert waren, glaubten schon den Sieg in den Händen zu haben, triumphierten laut und forderten dabei immer die Spandower auf, herauszukommen. Die Spandower hingegen erkannten ihre Schwäche und das Unvorteilhafte ihrer Lage; doch munterten sie sich einander auf und erwarteten nur die Zeit, da ihr angeordneter Hinterhalt angekommen sein konnte. Sie zogen nun getrost, in kleinere Haufen geteilt, dem Feinde entgegen, und der Streit begann. Man hielt sich wacker hüben und drüben. Der Sieg schien nicht zu wissen, wohin er sich neigen sollte. Dennoch würden die Spandower schließlich überwunden worden sein, wenn nicht Gottfried Schönicke mit seinen leichten Truppen angekommen wäre. Dieser fiel plötzlich von der Haselhorst den Berlinern in den Rücken; der Hinterhalt war bald in die Flucht geschlagen, und nun ging es über die Hauptarmee los. Diese sah ihre Gefahr und hielt sich mit Erbitterung noch eine Weile; aber die „(Staakenschen“ unter Gottfried Schönicke gaben auch hier den Ausschlag und trieben endlich die vereinigte Berlin-Cöllnische Armee in die Flucht.

10. Geschichte - S. 102

1913 - Berlin : Oehmigke
— 102 — eine fast wüste Stätte gewesen, da zeigten sich jetzt freundliche Häuser in Menge. In dem Teile der Stadt, der Neu-Cölln genannt wurde, hatte des Kurfürsten Befehl und seine Unterstützung eine Ansiedlung geschaffen. Der Spreefluß war eingedämmt; wo feine Wasser einen Sumpf erzeugt hatten, da war alles trocken gelegt und Pfahlwerk eingerammt, auf dessen Grunde die neuen Gebäude sicher ruhten. Auf dem Mühlendamm erhob sich zu beiden Seiten eine stattliche Häuserreihe mit Bogengängen. „Ich freue mich dieses Wachsens und Gedeihens", rief der Kurfürst. „Diese Stadt hab' ich wahrlich neu gegründet. Wenn ich zurückdenke an die Tage meines Regierungsantritts — damals lag alles öde; die Häuser waren ohne Dächer, die Straßen glichen Sümpfen, und die Menschen schlichen matt und hohläugig umher. Das machte der unheilvolle Krieg, der dreißig Jahre lang getobt hat." Der Jubel des Volkes begleitete ihn, als er durch das Georgentor (bei dem heutigen Bahnhof Alexanderplatz) fuhr. Hier herrschte ein reges Treiben an den Befestigungsarbeiten; die Tortürme stiegen empor, und überall schafften rüstige Arbeiter, des Kurfürsten Plan auszuführen. 3. Die Fahrt ging nun durch das Spandauer Tor zu der Meierei Dorotheas. Die Anlagen dehnten sich weit aus, bis an den heutigen Schiffbauerdamm. Dort angekommen, fuhr man in die neue, ebenfalls von der Kurfürstin angelegte Dorotheenstadt. Zwischen den saubern und wohnlichen Häusern zogen sich gut gehaltene Gärten hin; dort grünte und blühte es luftig, und arbeitsame Leute tummelten sich dazwischen herum zu des Kurfürsten größter Freude. Bis an den Tiergarten und die heutige Behrenstraße zog sich diese neue Vorstadt. Der Wagen bog nun rechts ab in die breite, mit einer vierfachen Reihe von Lindenbäumen eingefaßte Straße, die heute „Unter den Linden" heißt. Die kräftigen Bäume waren dicht belaubt, und unter ihrem Schatten bewegte sich die Menge der Spaziergänger, das kurfürstliche Paar begrüßend. „Dort ist der erste Baum, der in diesen Boden gefetzt wurde," sagte Dorothea, „und ich pflanzte ihn mit eigener Hand". Der Kurfürst blickte gerührt auf die Linde, die ein kleines Holzgitter umgab. Dann gab er Befehl, schnell zu fahren, und bald hielt das Fuhrwerk wieder im Schloßhofe.
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TM Hauptwörter (200)200

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